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Ex-Botschafter unter Folter-Verdacht

aloijev160Das Mittelalter scheint noch nicht überwunden zu sein: Anno 2004 wird eine junge Frau und Mutter namens Anastasiya Novikova von Wien nach Beirut gebracht und in ein als Folterkammer umgebautes Zimmer gesperrt.


Tür und Fenster wurden mit Matratzen abgedichtet, damit man keine Schreie hört. Das Baby wird der Frau weggenommen. Sie wird kahl geschoren, nackt an Haken - die zuvor in die Wand geschlagen worden waren - gekettet und ausgepeitscht. Dabei erleidet sie unter anderem Rippenbrüche. Man spritzt ihr Injektionen mit Psychopharmaka, die sie apathisch machen. Sie muss an ihrem eigenen Urin riechen und nachts auf einem Regalbrett schlafen.
» Kommentar: Unbehelligt


Aufgespießt


Das geht einige Monate so. Dann wird Anastasiya Novikova im Juni 2004 eines Tages in der Wohnung allein und sich selbst überlassen. Man findet ihre Leiche vor dem Wohnhaus, aufgespießt auf dort aus dem Beton ragenden Stahlstreben. Entweder sie ist selbst vom Balkon gesprungen - oder sie wurde hinuntergestoßen.


Die Eltern der jungen Frau machen - unterstützt vom Wiener Rechtsanwalt Gabriel Lansky - den ehemaligen kasachischen Botschafter in Österreich, Rhakat Alijew, dafür verantwortlich und haben ihn bei der Staatsanwaltschaft Wien angezeigt. "Alijew hat Anastasiya Novikova zumindest in den Tod getrieben, wenn nicht ermorden lassen", sagt Lansky. Und: "Das ist keine politische Causa, diese war nur eine Verdunkelungsstrategie."


Österreich sei deshalb zuständig, weil Alijew als Auftraggeber v on hier aus agiert haben soll. Der Anzeige wurden Beweismittel beigelegt.


Die in Usbekistan geborene Anastasiya Novikova war die Geliebte von Alijew. Sie kam mit ihm nach Wien, als er 2002 zum Botschafter von Kasachstan ernannt wurde. Als sie von ihm schwanger wurde, musste sie zur Tarnung einen Cousin von Alijew - der damals mit der Tochter des kasachischen Präsidenten verheiratet war und bereits Kinder hat - heiraten. Außerdem schickte er Geliebte und Kind in den Libanon. In Beirut begann Anastasiya Novikova ein Verhältnis mit dem Besitzer eines Internetcafés. Als Alijew davon erfuhr, soll er laut Anzeige die Bestrafungstortur in Gang gesetzt haben.


Die Eltern der jungen Frau kamen am Dienstag nach Wien, um bei einer Pressekonferenz an die österreichische Justiz zu appellieren, die Verantwortlichen "der gerechten Strafe" zuzuführen. Die Mutter Tatyana Medvedeva hat am 4. März 2004 zum letzten Mal mit ihrer Tochter telefoniert und dann kein Lebenszeichen mehr bekommen. Erst im Juli 2007 erfährt sie, dass Anastasiya seit Jahren tot ist: "Es ist unglaublich schwer, sein erwachsenes Kind zu verlieren", sagt sie: "Und dann auch noch zu hören, unter welchen Umständen es ums Leben gekommen ist."


Anwalt Lansky und sein Team, darunter eine ehemalige Staatsanwältin, präsentierten bei der Pressekonferenz auch einen Augenzeugen. Von ihm erfuhr man viele Details. Der Mann gab an, früher als Fahrer, Masseur und Hausarbeiter in Alijews Diensten gestanden zu sein. Er habe mitansehen müssen, wie Anastasiya Novikova gefoltert worden sei und nachher das Zimmer habe säubern müssen.


Alijew trägt laut Lansky inzwischen einen anderen Namen und lebt in einer Wohnung in Wien-Hietzing. Er hat schon bisher stets sämtliche Vorwürfe gegen seine Person zurückgewiesen (siehe Chronologie) . Auch den, an der Ermordung zweier Bankiers in Kasachstan beteiligt gewesen zu sein.


Artikel vom 19.01.2010 17:03 | KURIER | Ricardo Peyerl

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