Ein Sumpf in der Steppe

nazarbaev_flag_140Bestechung gehört in Kasachstan zum Alltag. Trotzdem zieht das Land in Zentralasien immer mehr Firmen aus Österreich an. Die Grenzen zwischen beschenken und bestechen sind dort fließend.


Astana. In Kasachstan ist es üblich, Bankmitarbeiter zu „beschenken", etwa nach Abschluss eines Kreditvertrags. „Wir haben das bei uns sofort abgestellt", versichert ein Manager der kasachischen ATFBank, einer Tochter der Bank Austria. Trotzdem lassen die Kunden nicht locker. Er sei, erzählt der Banker, einmal von einem vermögenden Kasachen nach einem Anlagetipp gefragt worden. Daraufhin habe er geraten, einen Teil des Geldes in Gold zu investieren. Der Preis des Edelmetalls ist tatsächlich stark gestiegen. Als Dankeschön brachte der Kasache dem Bankdirektor eine teure Schweizer Uhr. „Ich habe sie natürlich nicht angenommen", sagt der Manager. „Allerdings frage ich mich, wie der Kunde reagiert hätte, wenn der Goldpreis gesunken wäre."


Die Grenzen zwischen beschenken und bestechen sind in Kasachstan fließend. Schmiergeld gehört zum Alltag und wird von ausländischen Managern als Hauptproblem genannt. Im Korruptionsindex von Transparency International liegt das zentralasiatische Land auf Platz 105. Legt man bei der Anmeldung eines Fahrzeugs einen größeren Geldschein bei, wird das Verfahren flott und unbürokratisch erledigt – sonst kann der Vorgang Wochen dauern.


Polizeiwillkür und gekaufte Noten


Polizeistrafen wegen Schnellfahrens sind keine Seltenheit, auch wenn man überzeugt ist, sich an das vorgeschriebene Tempolimit gehalten zu haben. In Universitäten ist es gang und gäbe, sich Prüfungsnoten zu erkaufen. Im Ranking des deutschen Kreditversicherers Euler Hermes wird Kasachstan mit der Note „D" bewertet – dem schlechtesten Wert auf der Skala der Investitionsrisken.


Doch davon lassen sich österreichische Firmen nicht abschrecken. Kasachstan ist nicht nur der wichtigste Erdöllieferant Österreichs, sondern auch nach Russland und der Ukraine der drittwichtigste GUS-Markt für heimische Exporte. Vergangenen November eröffnete die Wirtschaftskammer in Almaty, der größten Stadt des Landes, eine Außenhandelsstelle. Das 15,9-Millionen-Einwohner-Land profitiert von der geografisch günstigen Lage zwischen Russland und China und von seinen hohen Öl- und Gasvorkommen. Neben den Großinvestoren OMV und Bank Austria haben sich dort 50 österreichische Firmen niedergelassen. Die Vorarlberger Firma Doppelmayr stellte vor Kurzem eine neue Gondelbahn– die drittlängste der Welt – zum Shymbulak-Skigebiet fertig.


Die Firma Tiroler Rohrsysteme lieferte Gussrohre für Beschneiungsanlagen des Langlauf- und Biathlonstadions in Almaty. Österreichs Handelsdelegierter Michael Müller hofft, dass die Ausfuhren aus Österreich von zuletzt 200 Mio. Euro in fünf Jahren auf rund 500 Mio. Euro steigen werden. Exportiert werden vor allem Maschinen, Anlagen- und Pharmaprodukte.


Neben der grassierenden Korruption sollten Investoren bedenken, dass Kritik am Langzeitherrscher Nursultan Nasarbajew, ein absolutes Tabu ist. 2010 wurde der 70-jährige Autokrat mit einer Verfassungsänderung zum „Führer der Nation" erklärt. Jeder, der Bilder von ihm entstellt oder seine Biografie verfälscht, wird bestraft. Gleichzeitig sicherte das Parlament Nasarbajew bis zum Tod Immunität vor strafrechtlicher Verfolgung zu.


Absurder Kult um den Staatschef


Der Kult um den Präsidenten nimmt absurde Ausmaße an. Auf der Aussichtsplattform des pompösen Bajterek-Turms, des Wahrzeichens von Astana, befindet sich auf einer altarartigen Empore ein metallenes Modell der Hand Nasarbajews. Aus dem ganzen Land, erzählt die Reiseleiterin, kämen die Bürger, um ihre Hand in den Abdruck zu legen. Das bringe Glück.


DiePresse.com

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