Philip Morris profitiert von Kinderarbeit in Kasachstan

Der weltweit größte Zigarettenhersteller Philip Morris kauft in Kasachstan Tabak von Zulieferern, die Kinder und Wanderarbeiter ausbeuten. Der SPIEGEL fand bei Recherchen vor Ort verheerende Verhältnisse vor.


Hamburg - Im Gebiet des Dorfes Malybai östlich von Almaty ist der US-Konzern Philipp Morris - zu dem unter anderem die Marke Marlboro gehört - der einzige Tabakaufkäufer. Dort fand der SPIEGEL in der vergangenen Woche die Familie von Samidin Ismadjarow, die auf einer Tabakplantage arbeitet. Mitarbeiten müssen auch die drei minderjährigen Kinder, der 10-jährige Sohn Kubanysch und die Töchter Tachmina, 13, und Begemai, 15. Das verstößt gegen die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen und gegen kasachische Gesetze.


Trotz der Belastung durch Pestizide und Dünger trug die aus Kirgisien übergesiedelte Familie zudem keine Schutzkleidung. Dabei ist die Arbeit gesundheitsgefährdend. Die "Grüne Tabakkrankheit" ruft Hautreizungen und Übelkeit hervor. An feuchten Tagen nehmen Kinder und Erwachsene die Nikotinmenge von rund 36 Zigaretten auf.


Bis zu einer Million Wanderarbeiter strömen jährlich aus den Nachbarstaaten in das vergleichsweise wohlhabende Kasachstan, die Mehrheit arbeitet illegal und ohne Verträge. Die meisten Plantagenbesitzer unterschreiten den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn von umgerechnet 75 Euro und konfiszieren die Pässe der Wanderarbeiter, um sie am Weglaufen zu hindern.


Philip Morris sitzt in den USA, macht sein Geschäft aber ausschließlich im Ausland. Die Geschäfte laufen gut. Im April verkündete der Konzern einen positiven Jahresauftakt dank der glänzenden Geschäfte im Nahen Osten, in Nordafrika und Lateinamerika. Der Umsatz legte im ersten Quartal um 17 Prozent auf 15,6 Milliarden Dollar zu. Der Gewinn stieg um 15 Prozent auf unterm Strich 1,7 Milliarden Dollar.


Konzernchef Louis Camilleri bekräftige damals, dass der Überschuss auch im Gesamtjahr steigen solle. Er wolle je Aktie 3,75 bis 3,85 Dollar verdienen. Wichtigster Markt des Zigarettenherstellers ist Europa. Hier kommen 38,4 Prozent aller Zigaretten aus dem Hause Philip Morris.


ase/dpa


http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,707119,00.html


 

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